2019 #2: BRM 200 Wuppertal: Bergiges Brevet im Bergischen

 oder nach Rom (ohne Papstaudienz 🙂

 auf Strava mit Bildern: https://www.strava.com/activities/2153850108/overview

Mein Februarbrevet sollte dieses werden. Wenn Andreas schon bergig sagt, muss an sich warm anziehen- im übertragenen Sinne. Bei der Wettervoraussage blieben die wirklich dicken Wintersachen lieber zu hause. Aber Nachtwolf statt Sturmvogel.

Durch Wartungstermine für das Velomobil konnte ich nicht von Bonn aus zum Start fahren, sondern musste früh morgens mit dem Auto in Nordhorn aufbrechen. Ich hatte genug Lampenfieber, um eine Stunde vor dem Wecker wach zu sein und so war mein Nachtwolf das erste Fahrrad, das vor der Bäckerei Evertzberg stand- einmal erster sein, wenn auch vor dem Start 😉

Ein Becher Tee im Auto, ein Milchkaffee zum Frühstücksbrötchen- das sollte ich noch zu spüren bekommen. Immer mehr der Gesichter kommen mir bekannt vor, viel nette Gespräche, dann die Ausgabe der Brevetkarten- Andreas ist für die Engelsgeduld, mit der er jedem der ca. 70 Starter die Details zu den Kontrollen 1 bis drei erklärt, wirklich zu bewundern.
Henrik @Fafnir sah ganz schmal aus, richtig mit eingefallenen Wangen. Er meinte, das sei ein Effekt seines Gewichtstunings und sollte so… . @Hajo war wieder mit dem df au Köln angerollt und somit schon warmgefahren.

Pünktlich um 8:30 rollten wir los, ich hatte eine der vorderen Gruppen erwischt, da konnte ich mich auf dem ersten steilen Stück nach Lennep schön überholen lassen. Erst war es doch noch etwas frisch, aber langsam bergauf macht warm. Auf der Radbahnstrecke nach Marienheide kam dann auch @fafnir von hinten angerauscht, wir fuhren ein Stückchen zusammen, aber am Segelflugplatz in Wipperfürth ließ ich ihn von dannen ziehen. Zum einen seine Aerodynamik. Außerdem musste ich mir in den ersten paar Stunden zu und zu oft ein Versteck hinter dem einen oder anderen Baum suchen…

An der zweiten Kontrolle, am Aussichtsturm in Unnenberg hatten wir ja erst den dritten Anstieg bewältigt. Das Treppensteigen auf den Turm kam mir trotzdem schon als willkommenen Abwechslung und Lockerungsübung für die Beine vor. Wie schön, dass Schnee und Eis bis auf ein paar Reste abseits der Straßen schon weggeschmolzen waren- das hätte alles auch viel mühsamer sein können. So genoss ich die herrliche Rundumsicht- und wunderte mich hinterher, wie gut die ganzen Talsperren im Umkreis in den Tälern versteckt waren. Bei der folgenden Abfahrt holte ich ein paar der Randonneure wieder ein- während ich auf dem Turm war hatte sich der Parkplatz vollständig geleert. An dem wohl steilsten Stück der Route, hinter Bergneustadt rechts hoch nach Beldenberg sparte ich mir meine Körner und schob, bsi es flacher wurde. Ein relativ stämmiger Randonneur, in Rapha gewandet, mit Shorts und freien Waden, biss die Zähne zusammen und quälte sich im Wiegetritt dort hinauf. Er war nur eine Winzigkeit schneller, als ich, aber als ich wieder fuhr lief es bei mir deutlich besser. Er war mein Held des Tages. Auch wenn ich ihn hier erst einmal abhängen konnte, sind wir uns den Rest des Tages immer wieder begegnet. Ihm wäre vielleicht mit einem kürzeren ersten Gang wirklich geholfen ?!.

Kurz vor Rom, oben auf einem Wiesenstück auf einem Bergrücken stärkte ich mich mit einer meine Stullen, und legte mich dabei in der Sonne ins Gras- herrlich. Kurz dahinter ging es wieder steil und kurvig bergab und ich hatte Körner für die nächsten Anstiege rechtzeitig nachgetankt. Vor Rom machte ich ein Bild von der Kapelle, dann aber keines von dem Ortsschild mit mir. Nur ein Portrait von meinem Helden mit dessen Handy. Im Dorf : ein Gasthof mit Rollstuhlrampe zum Vor-die-Tür-fahren. Zwei Randonneure davor in der Sonne. Gechlossen, aber da könnte ich in der Sonne liegen. „Das tue ich doch schon die ganze Zeit!“
Die Trinkflaschen leerten sich rasch, aber ich hatte die Hoffnung auf ein Erdinger in Erdingen. Naja, immerhin durfte auch ich in einer Garage die Flaschen mit Wasser auffüllen. Es hat doch Vorteile wenn auf dem Land Leute am Samstagvormittag ihr Auto waschen ;-))). Nach der nächsten Abfahrt, in Wildbergerhütte war dann ein Getränkemarkt direkt an der Kreuzung. Und irgendwo kurz danach (in Halbhusten?) kam ich an zwei Bäckerautos vorbei. Moment die hielten. Und hatten die Hecktüren auf? Anhalten, zurücklaufen. Kuchen? „Hier kommen heute so viele Radfahrer durch, nein Kuchen ist aus“. Aber vier Quarkbällchen auf die Hand und ein paar Rosinenbrötchen für unterwegs kamen dann doch noch mit.

Den Biggesee entlang zu fahren weckte Jugenderinnerungen an Segelnachmittage vor dieser Kulisse. In Attendorn war die Kontrollgaststätte noch voll mit Randonneuren, das lichtete sich aber ziemlich schnell. Schön, dass es auch Spaghetti Bolo gab. Enorm, wie gut die es mit uns meinten- ich war nicht der einzige der die Portion Pasta nicht schaffte.
Die ließ sich ja gut verdauen- aber das schiere Magenvolumen fehlte am nächsten Anstieg doch für die Atmung. Zwichen Nuttmecke und Himmelmert war die Straße wegen Baumarbeiten gesperrt. Natürlich bin ich an der Absperrung vorbei gefahren, um mal zu sehen, ob man nicht doch … Aber die beiden Jungs waren sehr straight. Einsatz schwerer Maschinen, Bäume fällen. Lebensgefahr, der Maschinenführer hat seine Pause gerade gemacht. Feierabend erst um 19:30.
Da seine heute schon ein paar unbelehrbar Radler durchgefahren :-o. Und sie beide kömne in den Knast wenn jemandem was passiert. Also stünde am unteren Ende inzwischen die Polizei.
Also Umgehung suchen. Google sagt, von „Nussecke“ nach Himmelmert gibt’s  einen Wirtschaftsweg. In echt ein herrlicher Anstieg, nicht allzu steil, mit wunderbarer Aussicht auf die Arbeiten im Tal und dann steil und kurvig auf Löcherasphalt bis zu Straße. Von der Aussicht auf der Staumauer der Oestertalsperre hatte Andreas doch auch etwas erzählt- und wieder recht gehabt- besonders mit den schönen Farben der Abenddämmerung.

Genau, es wurde schon wieder dunkel und damit auch wieder kühler. Die kleine Straße hinter Kierspe, schmal, erst bergan dann in stetem Auf und Ab war trotzdem ein Genuss: Guter Asphalt, durchweg gute Markierung mit Seitenstreifen und Leuchtpfählen, super! Dann kam das letzte Stück Bundesstraßen bis zum Abzweig nach Remlingrade. Dieses Stück bin ich inzwischen drei Mal hoch gefahren und hatte wieder @Fafnir im Ohr: „hier hast Du letztes Jahr geschoben!“- mit dem Fuego. Und heute lass ich den Wolf einfach laufen. Auf dieser letzten Abfahrt ins Tal der Wupper fangen Finger und Füße an zu frieren, aber das Ziel ist ja fast in Sicht.

20:40 bin ich im Warmen, kriege einen Tee, endlich ein Hefeweizen und eine von Andreas köstlichen, reichhaltigen Galettes- es passt schon wieder was rein ;-).

Dank     – an Andreas für die wirklich außergewöhnlich tolle Strecke
– an die Jungs von Wolf&Wolf. Diese Rad ist einfach eine Granate!
– an @Fafnir für die kurzweilige Unterhaltung (s.o.;-)

Fazit:     – geht doch, Beine müde, aber alles gut
-Sonntag und Montag: kein Muskelkater, die Beinpresse bei Kiesers geht (fast) wie immer
– falls der Milan im Sommer eine Grippe habe sollte, hab ich noch ein Rad, mit dem ich PBP mit Genuss fahren kann.

Ausblick: In 3 Wochen Andreas 300er zum Drilandenpunt. Das war 2018 richtig kalt. Hier kommt der Milan zum Einsatz.
13. April Andreas 400er. Auch den kenne ich schon aus 2018 mit dem Fuego. Dies Jahr eher mit dem Wolf, als dem Vogel.
am 18./19. Mai fliegt der Vogel von Wuppertal nach Luxemburg und zurück auf Andreas 600er. Sogar eine Zwischenübernachtung habe ich schon gebucht.
Mit etwas Glück sollte dann die Qualifikation für Paris-Brest-Paris abgeschlossen sein.
Das Junibrevet wird der heimatliche 600er: die große Acht von Lohne. Das ist dann noch einmal ein lohnendes Training. Das Alltagstraining wird sich ab April mit der neuen Stelle und der weiteren Pendelstrecke durch die Voreifel sowieso intensivieren. Im Juli muss ich mir noch ein DIY überlegen.

Hinterlasse einen Kommentar